Bad Füssing: Meistbesuchtes Heilbad

Europas übernachtungsstärkstes Heilbad liegt im niederbayerischen Landkreis Passau. 2014 zählte Bad Füssing die höchsten Gästezahlen in der 60-jährigen Ortsgeschichte. Der Kurort gilt heute als das meistbesuchte Heilbad weltweit.

Bad Füssing
Viele Besucher lieben den Luxus der unzähligen Erholungsmöglichkeiten Foto: Joe Riedmann

Laut der jetzt vorgelegten Statistik kamen im letzten Jahr 304.270 Übernachtungsgäste. Die Zahl der Übernachtungen stieg auf knapp 2,5 Millionen, das sind mehr als in jedem anderen Kurort. Die Tagesgäste eingeschlossen wird Bad Füssings Thermenlandschaft – mit 12.000 Quadratmeter Wasserfläche die weitläufigste auf dem Kontinent – jedes Jahr von 1,6 Millionen Badegästen besucht.

Die Zuwachsraten bei den Gästezahlen in Bad Füssing und auch in allen anderen bayerischen Kurorten, sind insgesamt allerdings relativ: In Bad Füssing gelang es zwar auch 2014 mit einfallsreicher Werbung, besserem Service und dem legendären Heilwasser viele neue Gäste anzulocken, der Trend zu immer kürzeren Urlaubsaufenthalten aber drückt auf die Erfolgsbilanz. Das Urlaubsverhalten der Deutschen ändert sich grundlegend. Die Menschen reisen öfter, aber bleiben kürzer. „Würden die Gäste heute genauso lange bleiben wie 2001, hätten wir 2014 rund 3,7 Millionen Übernachtungen gehabt, statt der tatsächlichen 2,5 Millionen“, sagt Kurdirektor Rudolf Weinberger.

Um diesem Trend ein wenig gegenzusteuern muss das Heilbad mit zusätzlichen Attraktionen aufwarten. Eine davon ist die Bierspezialitätenwoche, die am kommenden Freitag beginnt.

‚Altes Mädchen‘ erhält Gastronomiepreis

Am vergangenen Montag ist der Deutsche Gastronomiepreis 2014 im Berliner Axica Kongresszentrum vergeben worden. In der Kategorie ‚Food‘ freute sich der Berliner Gerd Spitzer, der neben dem Tauro am Prenzlauer Berg noch fünf weitere Restaurant-Betriebe in der Hauptstadt führt. In der Kategorie ‚Beverage‘ nahmen Patrick Rüther und Axel Ohm vom Alten Mädchen in Hamburg den Preis entgegen.

Altes Mädchen
Der Deutsche Gastronomiepreis ‚Beverage‘ 2014 ging an Patrick Rüther und Axel Ohm vom Braugasthaus ‚Altes Mädchen‘ in Hamburg. Die fünf Bier-Kostproben sind der Renner in dem Restaurant, das übrigens durchgehend gut besucht ist. Foto: Flickr

Gerd Spitzer ist nicht nur ein Spitzengastronom, sondern auch ein mutiger Unternehmer. Zusammen mit seinem Partner Oliver Liese betreibt er insgesamt sechs Restaurants, ‚Mar y Sol‘, ‚Las Olas‘, ‚Vivolo, BBQ-Kitchen‘, ‚Escados‘ und das preisgekrönte ‚Tauro‘. Mit seinem Faible für Spanien kam die Idee, ein spanisches Restaurant mit einer Frische und Vielfalt zu bieten, die dem Vorbild von Tapasbars in Bilbao oder San Sebastian nahe kommt. Das haben er und sein Partner mit dem ‚Tauro‘ geschafft. „Mit seinem unkonventionellen Handeln im Gastronomiealltag und seiner Eigeninitiative motiviert der redegewandte Kommunikator Spitzer jeden Tag seine Mitarbeiter und sich selbst, immer den Gast im Mittelpunkt aller Bemühungen zu sehen“, so die Jury.

Bei den Hamburgern Patrick Rüther und Axel Ohm überzeugte vor allem das einzigartige Konzept. Mit der Eröffnung eines reinen Craft Beer-Restaurants waren die Beiden nicht nur die ersten in Hamburg, sondern gehörten auch zu den ersten deutschlandweit. Ihr Erfolgsrezept: Bier in allen Variationen gepaart mit moderner, regionaler Küche und traditionellen, selbstgebackenen Stullen, herzhaft belegt. „Das Alte Mädchen ist für uns einfach ein ehrlicher Standort im Hamburger Schanzenviertel, ehrliches Handwerk und ehrliche Zutaten“, erklärt Rüther die Idee. Die Jury hat’s begeistert: „Die beiden haben ein funktionierendes und wegweisendes Gastronomie-Konzept entwickelt, dass Bierliebhabern das Herz höher schlagen lässt“, ist der Juryvorsitzende Lothar Menge sicher.

Ein Kleinod im idyllischen Werratal

Zum Beerenpflücken in dem kleinen Garten vor ihrem Biohotel im idyllischen Werratal kommen Annette und Jörg Treichel selten. Die Arbeit im Haus nimmt die Familie täglich vollends in Anspruch. Mittlerweile hat sich das einstige Insolvenzobjekt zu einem stattlichen Hotel gemausert, das durch Innovationen und einer außergewöhnlichen Gastlichkeit punktet.

Das Biohotel Werratal ist ein Kleinod unter den Häusern in der österreichischen Kooperation. Das liegt zum einen an der Lage, zum anderen aber auch an der Philosophie der Gastgeber. „Für uns geht es beim Betreiben dieses Hauses um eine Werteverständnis, das wir für unser Leben entwickelt haben“, sagt Jörg Treichel. Es sei schön, dadurch auf eine völlig neue Gästestruktur zu treffen, die sich mehr und mehr für das kleine Hotel in der Dreiflüssestadt Hannoversch Münden entscheidet.

Außergewöhnliches Konzept

Zwar liegt das Hotel im Ortsteil Laubach etwas verborgen im Wald, direkt am Werraradweg. Doch genau dies trägt dazu bei, dass die Gäste auf ein außergewöhnliches Konzept spekulieren. „Zu uns muss man wollen“, sagt Jörg Treichel dazu – das Konzept musste daher viele Aspekte beachten, Erwartungen wecken und schließlich erfüllen. „Ein Insolvenzplanverfahren ist eine feine Sache“, sagen die Treichels heute. Denn mit ihm konnte das von den Eltern übernommene Unternehmen zu 50 Prozent entschuldet werden. „Anschließend haben wir sofort wieder investiert und unser Haus auf 4 Sterne-Niveau renoviert“, sagt Jörg Treichel, der im Unternehmen seiner Ehefrau angestellt ist.

Finanzierungsspritzen bekamen die Hoteliers, die beide ihren Hotel-Betriebswirt in Dortmund abgeschlossen haben, nicht nur von der Hausbank, sondern auch vom Landkreis Göttingen. Mit KMU-Fördermitteln konnten rund 93.000 Euro, also rund 10 Prozent von der Gesamtinvestitionssumme gedeckt werden. Mit fast 1 Mio. Euro wurden unter anderem die 15 Zimmer im Haupthaus und die Tagungsräume modernisiert. Im nächsten Jahr soll nun noch das Restaurant komplett umgebaut werden. Spätestens dann ist das Biohotel zukunftsfähig aufgestellt und attraktiv genug, um weitere Gästegruppen, wie etwa Tagungsgäste für Green meetings, nach Laubach zu locken.

Komplett Bio-zertifiziert

„Seit 5 Jahren sind wir voll Bio-zertifiziert. Sie finden in allen Gerichten auf der Speisekarte im Restaurant keine Zusatzstoffe oder E-Nummern“, sagt Jörg Treichel. Dies allein genüge jedoch nicht, um zu überzeugen, weshalb das Restaurant nun auch aus baubiologischer Sicht umgebaut werden soll. Neben den zertifizierten Lebensmitteln, Getränken und Gewürzen, sind unter anderem mittlerweile auch die Kosmetik auf den Zimmern, die Reinigungsmittel, das Papier und Tagungsmaterial in den beiden Tagungsräumen sowie die Energie biozertifiziert. Somit gehe das Konzept, die Schwerpunkte auf die Nahrungsmittelkompetenz und das Green Meeting zu legen, voll auf. „Wir haben eine hohe Nachfrage aus den ökoaffinen Zielgruppen und liegen mit unserer Auslastung im Hotel über dem Durchschnitt von Südniedersachsen. Unser Ziel werden die 50 Prozent hier auf dem Land sein“, erklärt Jörg Treichel.

Annette und Jörg Treichel vor ihrem Biohotel am Brunnen in dem kleinen Garten. Foto: Silke Liebig-Braunholz
Annette und Jörg Treichel vor ihrem Biohotel am Brunnen in dem kleinen Garten.
Foto: Silke Liebig-Braunholz

Umsatz gestiegen

Um diese hohen Ziele zu erreichen und das Haus vor allem noch stärker auszulasten, wollen die Treichels mit ihren 25 Mitarbeitern eine Zielvereinbarung erarbeiten, bei der selbst die Auszubildenden mitwirken sollen. Die Fluktuation sei ohnehin ziemlich gering und das Verständnis füreinander sehr hoch. So sollen nunmehr alle Kompetenzen des Teams gebündelt werden, um beispielsweise auch der starken Nachfrage von Veganern gerecht zu werden. „Hier muss unsere Küchencrew Ideen entwerfen, mit denen wir voran schreiten können“, sagen die Hoteliers, obwohl der Personaleinsatz gerade in der Küche sehr hoch ist und andere Unternehmen vielleicht gerade hier Einsparungen vornehmen würden. Doch mit Bio-Lebensmitteln zu arbeiten bedeute auch, viel von Hand zu erledigen, weshalb die Treichels großen Wert auf gutes Personal legen. „Dafür haben wir unseren Wareneinkauf optimiert und sind zufrieden mit den Zahlen. Immerhin ist der Umsatz in den letzten 5 Jahren auch jährlich gestiegen“, sagt Jörg Treichel lächelnd. Er weiß, dass das Biohotel-Konzept noch weitere Potenziale hat und das Unternehmen heute wieder gut aufgestellt ist.

Fazit:
Mit Geradlinigkeit lässt sich punkten. Zwar liegt bei der Konzepterstellung meist noch ein Meilenstein vor den Investoren. Doch spätestens mit dem ersten Gästezuspruch zieht das Konzept. Das Biohotel Werratal hat sich mit der konsequenten Ausrichtung auf die Nahrungsmittelkompetenz beispielsweise die Zielgruppe der Veganer erschlossen. In einigen Jahren werden sie damit nicht mehr nur in einer Nische sein.

Service-Informationen:

Eigentümer: Annette Rothweiler-Treichel
Kategorie: Öko-Seminarhotel
Kooperation: Biohotels
Zimmer/Betten: 40 / 85
Mitarbeiter: 25
Aufenthaltsdauer: 1,4 Tage
Zimmerpreise: 75 Euro EZ / 99 Euro DZ inkl. Frühstück
Auslastung: 42 Prozent
Umsatz: ca. 1 Mio.
Sitzplätze im Restaurant: 60
Kontakt: Biohotel Werratal GmbH, Buschweg 40, 34346 Hann. Münden / OT Laubach, Tel. 05541 / 99 80

Erschienen in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomiezeitung