Schon als Jugendliche – genauer gesagt seit meinem 14. Lebensjahr – wollte ich Journalistin werden. Es hat mich immer fasziniert, Menschen zu begegnen, ihre Geschichten zu hören und eine eigene Geschichte daraus zu kreieren. Dieser Prozess der schöpferischen Tätigkeit, von dem etwas erhalten bleibt, erfüllt mich bis heute mit größter Demut.
Natürlich will man mit seinen Geschichten ein wenig die Welt verändern oder sie zumindest erst einmal beschreiben. So begann ich schon in der Schulzeit mit Stift und Block ausgestattet genau die Menschen zu suchen, die eine Geschichte zu erzählen hatten und publizierte in einer Tageszeitung. Später kam der Rundfunk dazu und ich habe moderiert, aber schnell bemerkt, dass ich im sogenannten „Printjournalismus“ zuhause bin. So war es auch während der Lehr- und Studienjahre vor allem das geschriebene Wort, dass mich stets begleitete, auch wenn mein Ausflug in die Fernsehwelt des Öffentlich-Rechtlichen und des Privaten Rundfunks in den 90er Jahren spannend war.
Heute habe ich mehr als 30 Jahre journalistische Erfahrungen auf dem Buckel – beinahe 20 Jahre davon im spezialisierten Fachgebiet – und kenne den Beruf sozusagen von allen Facetten. Ich habe viel Gutes, aber auch Unschönes erlebt. Ich kenne viele Journalisten, die redlich sind und diesen Beruf genauso wie ich mit Herzblut ausüben. Genauso weiß ich, dass es schwarze Schafe gibt, von denen die Rede ist, wenn Journalisten etwa mit Pressereisen, Rabatten oder unsauberen Recherchemethoden in Verbindung gebracht werden. Auch aktuelle Beispiele wie das der ehemaligen RBB-Intendantin oder die Hochzeit des Finanzministers mit einer Journalistin, die als „Chefreporterin Politik“ in einem deutschen Medienhaus arbeitet, tragen nicht unbedingt dazu bei, dass das Vertrauen in die Medien und deren Akteure gestärkt wird. Unreflektiert ist in diesem Zusammenhang dann stets, dass meist alle Journalisten in einen Topf geworfen werden und von „den Medien“ die Rede ist. Mitnichten ist jedoch jeder der rund 35.000 Festangestellten und etwa 20.000 freischaffenden Kollegen in den deutschen Medienhäusern derart unsensibel und maßlos.
Es fehlt an gesellschaftlicher Transparenz
Ich behaupte, dass dieser Beruf mehr Respekt verdient hat. Beispielsweise spricht in diesem Zusammenhang niemand davon, wie es zu diesen Auswüchsen kommt und wie sehr gerade der Journalismus täglich vom Lobbyismus umgeben ist. Es wird in der allgemeinen Betrachtung auch selten zwischen den Journalisten unterschieden, die über Jahre mit diesem Beruf ihr Geld verdienen und denen, die sich in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten etwa aus Begeisterung für den Beruf und selbstverständlich oft auch aus Eitelkeit für ein paar Euro bei einer Redaktion angebiedert und damit die Arbeitsbedingungen einer ganzen Branche an den Rand der Zumutbarkeit gedrängt haben. Selten treten auch die Kollegen in Erscheinung, die als Autoren tätig sind und die Geschichten schreiben, für die Moderatoren oder Namensgeber von TV-Sendungen dann die Lorbeeren einstreichen.
Generell fehlt die gesellschaftliche Transparenz über die große Leistung, die der Journalismus erbringen kann und muss. Zudem fehlt der Blick auf die hartarbeitenden Kollegen, die es erst möglich machen, dass eine derartige Medienvielfalt in Deutschland bestehen kann. Mit mir hat dies insoweit etwas zu tun, als dass ich mich immer wieder an verschiedenen Schnittstellen für den Berufsstand engagiere und das wie hier auch auf Bundesebene. Denn, wenn an dieser Stelle schon etwas über die Fachjournalistin Silke Liebig-Braunholz stehen soll, dann möchte ich nicht nur auf einige meiner Referenzen auf meiner Homepage verweisen, sondern auch auf das große Ganze eingehen.
Es geht in diesem Beruf nicht nur um die schnelle Nachricht, das Einordnen der Themen, das Konzipieren von publizistischen Angeboten, das Recherchieren, das Aufdecken, das Erklären, das Moderieren, das Darstellen, das Kommentieren und vieles mehr. Es geht vor allem auch um ein Bewusstsein, das Journalisten für diesen Beruf mitbringen müssen. Dieses Bewusstsein zu erkennen, es zu fördern und zu unterstützen ist eine große Aufgabe für jeden, der sich für diesen Berufsstand engagiert. Dazu gehört für mich auch, Missstände innerhalb unserer Branche anzusprechen und die Medienkompentenz der Leser, Hörer und Zuschauer (Rezipienten) zu stärken. Seit Jahren zähle ich deshalb auch meine Arbeit für die europäische Organisation Lie Detectors, die Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz vermittelt, zu den wichtigsten Aufgaben neben meiner täglichen journalistischen Arbeit.
Silke Liebig-Braunholz