Ein Kleinod im idyllischen Werratal

Zum Beerenpflücken in dem kleinen Garten vor ihrem Biohotel im idyllischen Werratal kommen Annette und Jörg Treichel selten. Die Arbeit im Haus nimmt die Familie täglich vollends in Anspruch. Mittlerweile hat sich das einstige Insolvenzobjekt zu einem stattlichen Hotel gemausert, das durch Innovationen und einer außergewöhnlichen Gastlichkeit punktet.

Das Biohotel Werratal ist ein Kleinod unter den Häusern in der österreichischen Kooperation. Das liegt zum einen an der Lage, zum anderen aber auch an der Philosophie der Gastgeber. „Für uns geht es beim Betreiben dieses Hauses um eine Werteverständnis, das wir für unser Leben entwickelt haben“, sagt Jörg Treichel. Es sei schön, dadurch auf eine völlig neue Gästestruktur zu treffen, die sich mehr und mehr für das kleine Hotel in der Dreiflüssestadt Hannoversch Münden entscheidet.

Außergewöhnliches Konzept

Zwar liegt das Hotel im Ortsteil Laubach etwas verborgen im Wald, direkt am Werraradweg. Doch genau dies trägt dazu bei, dass die Gäste auf ein außergewöhnliches Konzept spekulieren. „Zu uns muss man wollen“, sagt Jörg Treichel dazu – das Konzept musste daher viele Aspekte beachten, Erwartungen wecken und schließlich erfüllen. „Ein Insolvenzplanverfahren ist eine feine Sache“, sagen die Treichels heute. Denn mit ihm konnte das von den Eltern übernommene Unternehmen zu 50 Prozent entschuldet werden. „Anschließend haben wir sofort wieder investiert und unser Haus auf 4 Sterne-Niveau renoviert“, sagt Jörg Treichel, der im Unternehmen seiner Ehefrau angestellt ist.

Finanzierungsspritzen bekamen die Hoteliers, die beide ihren Hotel-Betriebswirt in Dortmund abgeschlossen haben, nicht nur von der Hausbank, sondern auch vom Landkreis Göttingen. Mit KMU-Fördermitteln konnten rund 93.000 Euro, also rund 10 Prozent von der Gesamtinvestitionssumme gedeckt werden. Mit fast 1 Mio. Euro wurden unter anderem die 15 Zimmer im Haupthaus und die Tagungsräume modernisiert. Im nächsten Jahr soll nun noch das Restaurant komplett umgebaut werden. Spätestens dann ist das Biohotel zukunftsfähig aufgestellt und attraktiv genug, um weitere Gästegruppen, wie etwa Tagungsgäste für Green meetings, nach Laubach zu locken.

Komplett Bio-zertifiziert

„Seit 5 Jahren sind wir voll Bio-zertifiziert. Sie finden in allen Gerichten auf der Speisekarte im Restaurant keine Zusatzstoffe oder E-Nummern“, sagt Jörg Treichel. Dies allein genüge jedoch nicht, um zu überzeugen, weshalb das Restaurant nun auch aus baubiologischer Sicht umgebaut werden soll. Neben den zertifizierten Lebensmitteln, Getränken und Gewürzen, sind unter anderem mittlerweile auch die Kosmetik auf den Zimmern, die Reinigungsmittel, das Papier und Tagungsmaterial in den beiden Tagungsräumen sowie die Energie biozertifiziert. Somit gehe das Konzept, die Schwerpunkte auf die Nahrungsmittelkompetenz und das Green Meeting zu legen, voll auf. „Wir haben eine hohe Nachfrage aus den ökoaffinen Zielgruppen und liegen mit unserer Auslastung im Hotel über dem Durchschnitt von Südniedersachsen. Unser Ziel werden die 50 Prozent hier auf dem Land sein“, erklärt Jörg Treichel.

Annette und Jörg Treichel vor ihrem Biohotel am Brunnen in dem kleinen Garten. Foto: Silke Liebig-Braunholz
Annette und Jörg Treichel vor ihrem Biohotel am Brunnen in dem kleinen Garten.
Foto: Silke Liebig-Braunholz

Umsatz gestiegen

Um diese hohen Ziele zu erreichen und das Haus vor allem noch stärker auszulasten, wollen die Treichels mit ihren 25 Mitarbeitern eine Zielvereinbarung erarbeiten, bei der selbst die Auszubildenden mitwirken sollen. Die Fluktuation sei ohnehin ziemlich gering und das Verständnis füreinander sehr hoch. So sollen nunmehr alle Kompetenzen des Teams gebündelt werden, um beispielsweise auch der starken Nachfrage von Veganern gerecht zu werden. „Hier muss unsere Küchencrew Ideen entwerfen, mit denen wir voran schreiten können“, sagen die Hoteliers, obwohl der Personaleinsatz gerade in der Küche sehr hoch ist und andere Unternehmen vielleicht gerade hier Einsparungen vornehmen würden. Doch mit Bio-Lebensmitteln zu arbeiten bedeute auch, viel von Hand zu erledigen, weshalb die Treichels großen Wert auf gutes Personal legen. „Dafür haben wir unseren Wareneinkauf optimiert und sind zufrieden mit den Zahlen. Immerhin ist der Umsatz in den letzten 5 Jahren auch jährlich gestiegen“, sagt Jörg Treichel lächelnd. Er weiß, dass das Biohotel-Konzept noch weitere Potenziale hat und das Unternehmen heute wieder gut aufgestellt ist.

Fazit:
Mit Geradlinigkeit lässt sich punkten. Zwar liegt bei der Konzepterstellung meist noch ein Meilenstein vor den Investoren. Doch spätestens mit dem ersten Gästezuspruch zieht das Konzept. Das Biohotel Werratal hat sich mit der konsequenten Ausrichtung auf die Nahrungsmittelkompetenz beispielsweise die Zielgruppe der Veganer erschlossen. In einigen Jahren werden sie damit nicht mehr nur in einer Nische sein.

Service-Informationen:

Eigentümer: Annette Rothweiler-Treichel
Kategorie: Öko-Seminarhotel
Kooperation: Biohotels
Zimmer/Betten: 40 / 85
Mitarbeiter: 25
Aufenthaltsdauer: 1,4 Tage
Zimmerpreise: 75 Euro EZ / 99 Euro DZ inkl. Frühstück
Auslastung: 42 Prozent
Umsatz: ca. 1 Mio.
Sitzplätze im Restaurant: 60
Kontakt: Biohotel Werratal GmbH, Buschweg 40, 34346 Hann. Münden / OT Laubach, Tel. 05541 / 99 80

Erschienen in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomiezeitung

Naschkatzen willkommen

VG WortIm Harz finden Touristen im Tortenparadies des Café Schnibbe wahre Meisterwerke des Konditorenhandwerks

Harz
Die Café-Konditorei Schnibbe in Bad Lauterberg. Foto: Silke Liebig-Braunholz

Im Westen der Harzer Urlaubsregion liegt das Städtchen Bad Lauterberg. In den letzten Jahren hat sich das staatlich anerkannte Kneipp-Heilbad zu einer Wellnesshochburg gemausert. Die zahlungskräftigen Touristen lieben den Genuss – sehr zum Wohlwollen von Jürgen Schnibbe.

Der Hotelmeister konzentriert sich mit seinem Café, der Konditorei und Schokoladenmanufaktur auf exquisite Spezialitäten. Schnibbe steht für ein Torten- und Schokoladenparadies, das Naschkatzen anzieht. Seine Stammgäste kaufen entweder per Onlineversand bei ihm ein oder kommen persönlich vorbei. Dann nehmen sie meist ganze Torten mit nach Hause. „In der Tat transportieren viele Gäste unseres Urlaubsortes die Ware kilometerweit. Das macht uns sehr stolz“, sagt der Kaffeehausbetreiber.

Außergewöhnliche Konzepte

Seinen Konditormeister Manfred Rösner hegt und pflegt er wie einen Augapfel. „Er ist ein Mann der ersten Stunde und hat keinen geringen Anteil am Erfolg des Unternehmens“, so der Chef. Mit seiner inzwischen verstorbenen Ehefrau Hella hatte Jürgen Schnibbe den Betrieb 1976 übernommen und eine Erfolgsgeschichte daraus entstehen lassen. Einst mitten in der heimischen Konkurrenz gestartet, gelang es dem umtriebigen Norddeutschen, der zuvor in der Hotellerie gearbeitet hatte und aus Liebe zu seiner Frau nach Bad Lauterberg kam, neue Wege zu gehen. Auch wenn der Anfang schwer war, schlugen seine außergewöhnlichen Konzepte nach der Neueröffnung in 1979 gleich ein. Sei es das Diabetiker-Sortiment, die hausgemachten Trüffel, der begehrte Baumkuchen oder die handgeschöpfte Schokolade – Schnibbe verstand es seinen Gästen immer das Außergewöhnliche zu bieten.

Heute steht sein Betrieb keine Minute lang still. Das hat er sich immer so gewünscht. „Ich fühle mich wie ein Zirkusdirektor, wenn ich meinen Kunden und Gästen die Tür öffnen kann“, erklärt er. Wohlwissend, dass er in seinem Lebensrhythmus eine Taktzahl erreicht hat, die nicht jeder 71-Jährige bewältigen kann. Doch Jürgen Schnibbe hält sich fit und treibt täglich Sport. Er schaut kein Fernsehen und motiviert sich durch den eigenen Erfolg. Erst im vergangenen Jahr hat er größere Investitionen getätigt. Rund 160.000 Euro sind in die Modernisierung des Cafés, rund 40.000 Euro in ein Blockheizkraftwerk geflossen, für das er allerdings Zuschüsse bekam. „Mein Gewinn steckt in diesem Unternehmen. Ich will arbeiten bis ich 80 Jahre alt bin und investiere deshalb alles in mein Lebenswerk. Dabei denke ich oft an meine verstorbene Frau, mit der ich alles aufgebaut habe“, sagt er. Von Anbeginn sind es mittlerweile rund eine Million Euro, die investiert wurden. Jedes Jahr geschieht etwas im Unternehmen, das neben Kaffeehausbetrieb und Konditorei auch 16 Fremdenzimmer anbietet.

Sahnetrüffel Williamsbirne sind der Renner

Das Café Schnibbe hat längst seine eigene Tradition, auch wenn es den Konditoreibetrieb an diesem Ort schon seit 1873 gibt. Schnibbe bietet ein Sortiment von mehr als 30 Torten sowie 57 Schokoladen, zehn Diabetikerschokoladen und rund 30 Trüffelsorten an. Es gibt viele Spezialtorten und Spezialitäten wie die Bad Lauterberger Blätter oder Harzer Mandelblätter. Der Renner ist seit einigen Jahren die Sahnetrüffel Williamsbirne – eine Schokoladenspezialität, die der Birne originalgetreu nachgearbeitet wurde und mit Krokant abgesetzt wird.

Qualität und die tägliche Frische sind bei allen Produkten ein absolutes Muss. Die altbewährten Rezepturen hält Backstubenchef Manfred Rösner unter Verschluss. Er weiß, dass es beim Geschmack auf jedes Detail ankommt. Gesellin Kathrin Fischer erklärt: „Wir verwenden nur hochwertige Schokolade mit bis zu 85 Prozent Anteil bei Zartbitter und bis zu 42 Prozent bei Vollmilch. Anschließend achten wir besonders darauf, dass nicht zuviel zugesetzt wird“. Letztendlich sollen die Kunden der erst vor vier Jahren aufgebauten Schokoladenmanufaktur beim Genuss der Produkte eine „Ouvertüre des Gaumens“ erleben, wie Jürgen Schnibbe umschreibt. Er liebt es die Menschen zu verzaubern und sie in seinem Kaffeehaus zu empfangen. Dann zelebriert er gern die hohe Schule der Kaffeehaustraditionen Wiens, Mailands oder Florenz, die er sich immer wieder zum Vorbild nimmt. Seine Gäste schätzen die Aufmerksamkeiten des Meisters, der jeden einzeln begrüßt. Dies sei ein Akt der Höflichkeit, betont er und verschwindet schon wieder an den nächsten Tisch.

erschienen in der Fachzeitschrift Konditorei & Café

Abseits bestens etabliert

Die Ehlener Poststuben sind ein Begriff in der gastronomischen Landschaft Nordhessens. Das liegt an der untypischen Art des Gastgebers.

Miroslav Grasa bedient auch, wenn sein Hemd nicht exakt in der Hose sitzt. Er ist unkompliziert und hat das Herz am richtigen Fleck. Der gebürtige Kroate, der erst im schwäbischen Ländle Kellner lernte und dann über mehrere Stationen in das nordhessische Ehlen kam, konnte mit seiner unprätentiösen Art viele Gäste für sich gewinnen.

ehlener poststuben
Miroslav Grasa vor den Ehlener Poststuben Foto: Silke Liebig-Braunholz

Seit Jahren sind die Ehlener Poststuben ein Geheimtipp. Die Gäste lassen sich gern überraschen. Nicht immer wählen sie aus der regelmäßig wechselnden Speisekarte – Miroslav Grasa liest ihnen auch gern die Wünsche von den Augen ab. „Wir haben immer noch sehr viele Geschäftsleute hier, die sich verwöhnen lassen wollen“, sagt er. Auch wenn er zugibt, dass er kämpfen muss, um seine Philosophie täglich neu zu behaupten, kann er nicht klagen: „Mein Konzept, hier auf dem Land eben kein Bistro mit Kneipe anzubieten, ist aufgegangen“. Ein gehobenes Restaurant sollte es werden, in dem die regionalen Produkte und eine frische Küche längst zu dem Garanten für den Erfolg geworden sind.

Eine halbe Million für das denkmalgeschützte Haus

Beinahe 20 Jahre ist es her, dass Miroslav Grasa das Haus gekauft hat, in dem sich noch immer die Ehlener Poststuben befinden. 550.000 Euro hat er bezahlt für das denkmalgeschützte Haus, an dem sich später Sanierungsschäden bemerkbar machten, die den Gastwirt zu weiteren Investitionen zwangen. Hinzu kamen die Energiekosten, die ihm immer wieder zu schaffen machen. „Es geht nur durch das zusätzliche Übernachtungsangebot“, beschreibt Grasa die Situation. Ohne die regelmäßigen Gäste in den vier Doppelzimmern, hätte er es schwerer. Schließlich stehen ihm nur 65 Sitzplätze im Restaurant zur Verfügung. Durch die auseinandergerissenen Räumlichkeiten auf zwei Etagen, kann er zudem nur selten größere Feierlichkeiten ausrichten. „Nicht jeder Hochzeitsgast möchte seine Feier in mehreren Räumen ausrichten. Das ist ein Manko in diesem Haus“, erklärt er.

Deshalb hat sich Grasa im Laufe der Jahre auch auf Kochkurse und Themenabende spezialisiert, um weiteren Umsatz zu generieren. Seit einiger Zeit bietet er im örtlichen Schwimmbad zusätzlich sein Bistro „Strandkörble“ an, in dem er täglich Frühstück mit selbstgebackenen Spezialitäten anbietet. „Letztendlich kam uns nicht immer zugute, dass wir das Haus anders etabliert haben, als es die heimische Bevölkerung gewünscht hätte“, sagt er. Denn die rund 2.700 Einwohner Ehlens kommen nur selten in den Gasthof, vielmehr sind es Auswärtige, die etwa von den umliegenden Städten und Gemeinden aus extra bis nach Ehlen fahren, um in den Poststuben zu speisen. 18 Jahre lang ist das Haus schließlich im Varta- und Michelinführer benannt. Das Original – ein Badischer karamellisierter Apfelpfannkuchen mit einer Kugel Vanielleeis – über Grenzen hinweg eine begehrte Köstlichkeit.

Mit Leib und Seele Koch

Der Chef kocht immer noch selbst und hat beispielsweise das Rezept seines Pfannkuchens mit in das Haus nach Ehlen gebracht. Auch wenn er seit 13 Jahren einen Küchenchef beschäftigt, ist er mit Leib und Seele Koch und Gastronom, der sich in der Küche und im Service gleichwertig wohl fühlt. „Wir arbeiten heute mit Landwirten zusammen, die uns das Fleisch aus der Region in hoher Bioqualität liefern. Das ist mir sehr wichtig geworden. Ich möchte die Menschen hier mit einbeziehen und einen Kreislauf herstellen“, erzählt er. Der Eschenhof ist beispielsweise ein Lieferant für Fleisch- und Geflügel, seine Weine bezieht Grasa von kleineren deutschen Winzern, unter anderem von der Ahr. Seine Nudeln stellt er selbst her. Obst und Gemüse kauft er bei Bauern der Region.

Infokasten:

Ehlener Poststuben, Kasseler Straße 11, 34317 Habichtswahl-Ehlen
Sitzplätze im Restaurant: 65
Hotelzimmer: 4 DZ
Preise: EZ 55 Euro / DZ 80 Euro
Mitarbeiter: 3 in Service und Küche / 5 Aushilfen
Hauptgerichte ab 7,50 bis 25 Euro
Öffnungszeiten: Di Ruhetag / Hotel täglich geöffnet
Restaurant ab 17.30 Uhr geöffnet, am Wochenende auch Mittagstisch ab 11.30 Uhr

Erschienen in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomiezeitung