Zugegeben: Viele der Erfahrungen, die Jörg Zipprick in seinem Buch über die Haute Cuisine beschreibt, kann ich unterschreiben. Der Food-Journalist schreibt unmissverständlich über die Spielregeln der Marktwirtschaft, die in der gehobenen Gastronomie längst Einzug gehalten hat. „In Teufels Küche“ überzeugt und verblüfft zugleich: Denn Jörg Zipprick packt aus, obwohl er selbst viele Jahre Teil dieser Vermarktungsmaschinerie war.
Leidenschaft prägte seinen Weg: Zipprick liebte die Haute Cuisine, hat getestet und gegessen wo es nur möglich war. Er beschreibt es derart begeistert, dass der Leser seinem Urteil als Restauranttester stets glauben musste, wiederlegt sein angeeignetes Fachwissen jedoch mit Sätzen wie: „Kein Kritiker kann dieses Mogeln erschmecken“.
Praktiken der Lebensmittelindustrie und Lobbyisten
Um das Mogeln geht es ohnehin ausschließlich in diesem Buch. Zipprick kritisiert und deckt auf, schreibt über seine Enttäuschungen, nachdem er die Praktiken der Lebensmittelindustrie und Lobbyisten studiert hat. Vor allem aber spricht er immer wieder von der Molekularkücheund beschreibt, wie Restaurantkritiker und Food-Journalisten „Komplizen der Betrüger“ geworden sind.
Er selbst zeigt Reue, sagt Restaurantkritiker seien fast alle eitle Egomanen, spricht von Korruption und den „Schein-Heiligen“, die Industrieprodukte preisen. Dabei fällt unter anderem auch der Name Johann Lafer, der im Feinschmecker Heft 2 Februar 2011 auf einer ganzseitigen Anzeige für Kenwood wirbt. Im Impressum der Ausgabe steht der Name Jörg Zipprick.
„In Teufels Küche“ ist schon aufgrund der vielen Informationen ein empfehlenswertes Buch. Es geht um die Ethik in der Gastronomie und darum, das Chemie auch gesundheitsschädlich ist. Zipprick will wachrütteln und regt den Leser am Ende dazu an, Ware auf dem Wochenmarkt zu kaufen und nach vertrauenwürdigen Bauern oder Geflügelzüchtern zu suchen, die Gutes verkaufen. Ein erschütterndes Resümee für einen Restaurantkritiker, der von einer Branche enttäuscht worden ist. Dennoch bleibt die Frage offen, warum Jörg Zipprick seine Kritik in einem Buch verfasst und weiterhin im Impressum des Feinschmecker auftaucht, dessen Tipps Gourmets nach wie vor um die Welt reisen lassen?
Jörg Zipprick
In Teufels Küche. Ein Restaurantkritiker packt aus
Eichborn Verlag, Frankfurt
288 Seiten
€ 19,95 (D) / sFr 33,50 / € 20,60 (A)
ISBN 978-3-8218-6524-9