Am 6. September kommt der neue „Slow Food Genussführer 2023/24“ wieder in den Buchhandel. In altbewährter Manier stellt er allen, die eine ehrliche und schmackhafte Küche schätzen, gastronomische Höhepunkte in der Umgebung vor.
Das Besondere an diesem Slow Food Genussführer ist die Suche nach Restaurants, die nicht nur ihren Gästen etwas Gutes tun, sondern auch ein Auge auf unverfälschtes Koch- und Lebensmittelhandwerk sowie nachhaltige Erzeugnisse werfen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir die neue Ausgabe gemeinsam mit unseren Testgruppen realisieren konnten, denn der Gastro-Sektor leidet an seiner schlimmsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagt Wieland Schnürch, langjähriger Leiter der Genussführer-Kommission. „Umso großartiger ist es, dass es fast 450 Lokale zwischen diese Buchdeckel geschafft haben.“
Offenbar seien Wirte und Köchinnen, die nachhaltig arbeiten, besser durch die letzten Jahre gekommen als die konventionelle Gastronomie. Denn obwohl bundesweit die Zahl der Betriebe, die seit 2020 den Gang zum Insolvenzgericht antreten mussten, um gut 30 Prozent angestiegen ist, sei die Zahl an Lokalen im Slow Food Genussführer, die allein wegen Corona aufgeben mussten, laut Schnürch eher gering. (red)
In meinen Recherchen stelle ich in diesen Tagen oft fest, dass viele Menschen sich intensiver mit dem großen Ganzen beschäftigen und einen Beitrag leisten wollen. Die Gespräche sind intensiver, die Aussagen deutlicher geworden. Wenn wir Journalisten diesen „Spirit“ in den Aussagen transportieren, bewegt sich anschließend manchmal sogar etwas.
Nun ist der Beschluss des Bundeskabinetts, den Bio-Anteil in Kantinen des Bundes auf 20 Prozent zu erhöhen, nicht zwangsläufig auf meinen Beitrag Der Spirit der Vordenker im Slow Food Magazin zurückzuführen. Aber zumindest lässt sich davon ausgehen, dass Bundesministerin Julia Klöckner die ihr Ministerium betreffenden Medienberichte in der täglichen Auswertung vorgelegt bekommt und die öffentlichen Debatten dazu wahrnimmt.
Längst ein Vordenker: In den psychiatrischen Kliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster und Lengerich wurde schon 2004 auf Bio-Essen gesetzt. Heute liegt der Bio-Anteil bei rund 25 Prozent. Ich sprach mit der Ernährungsberaterin Birgitta Lohmann, dem Küchenleiter Ralf Gremme und dem kaufmännischen Direktor Thomas Voß. Ihr Beispiel wurde im Beitrag „Engagement gegen den Rotstift“ erwähnt, der ebenfalls im Rahmen des Dossiers im Slow Food Magazin 3/2021 erschien. Foto: Silke Liebig-Braunholz
Mangelnde Vorbild- und Multiplikatorenfunktion
Einige der Protagonisten in meinem Beitrag sprachen zumindest auch im Gespräch mit mir die mangelnde „Vorbild- und Multiplikatorenfunktion“ des Bundes in diesem Bereich an, den die Ministerin jetzt hervorhebt. Ich habe diesen Aspekt in meinem Beitrag nicht ausdrücklich erwähnt; mich vielmehr auf die positiven Beispiele konzentriert. Denn ich wollte vor allem den Spirit der Vordenker transportieren und das Thema damit indirekt vermitteln.
Nun lässt sich feststellen, dass es jene Beispiele sind, die Schwung in längst überfällige Notwendigkeiten bringen und die Themen setzen. Die Politik setzt hier viel zu spät ein Zeichen und ist nun im Jahr 2021 keineswegs ein Vorbild. Wie wichtig aufrüttelnder Journalismus ist und wie gut, dass es Medien gibt, die diese Themen setzen, zeigt das Beispiel ebenfalls.
Am Samstagabend ging bei mir eine Einladung zu der Social-Network-App Clubhouse auf meinem iPhone ein. Seitdem beschäftige auch ich mich mit dem Hype, der in der vergangenen Woche in Deutschland Fahrt aufnahm. Nach einigen mehr oder weniger aufregenden Besuchen in den Voice-Chat-Räumen, in denen Menschen spontan zusammen kommen und zu einem vorgegebenen Thema miteinander sprechen, ist das Resümee genauso ernüchternd wie positiv.
Die laienhaft anmutende Startseite der App Screenshots (2): Silke Liebig-Braunholz
Paul Davison entwickelte Clubhouse als Call-in-Show im Radio-Stil
Mal abgesehen von der Tatsache, dass ein Hype auch vorübergeht, werden wir mittlerweile in ziemlich eng getakteten Zeiträumen von derartigen Phänomen überrollt. Jetzt ist es also Clubhouse, eine digitale Kommunikationsplattform, die Paul Davison entwickelt hat. In diesem Beitrag steht alles was man über ihn, sein Startup Alpha Exploration Co. und die App wissen muss, in der man zum Beispiel über die angelegten Kategorien (siehe Foto) in die einzelnen Räume gelangt. Diskutiert wird hier unter anderem in Talks wie dem „Rindfleischgeflüster“ oder „Food, Gastro, Friends & Family“, aber auch über die aktuellen Probleme der Gastronomie, die Zukunft des Tourismus oder der Kreuzfahrtindustrie. Dort habe ich schon Diskussionen zuhören dürfen, die weitaus tiefer gingen als es beispielsweise ein Talkshow-Format im Fernsehen jemals präsentieren könnte. Für Journalisten könnten sich hier deshalb demnächst sogar neue Themenschwerpunkte finden lassen. Das ist positiv.
Freie Themenauswahl in der Kategorieleiste
Investoren-Armada aus dem Silicon Valley wirft eine Plattform nach der anderen auf den Markt
Ernüchternd sind allerdings die Fragezeichen hinter dieser neuen Plattform, hinter denen beispielsweise der Autor des Beitrags zu Clubhouse steht, auf den ich im vorhergehenden Absatz hingewiesen habe. Josh Constine ist ein Journalist am Ende einer Kette, die mich letztendlich zu diesem Netzwerk eingeladen hat und die man nachverfolgen kann, wenn man erstmal Clubmitglieder ist. Denn mit dem aus dem Marketing bekannten Schneeballsystem, versuchen Investoren, hinter denen die Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz im Silicon Valley steckt, sowie zahlreiche Prominente momentan, auf die App aufmerksam zu machen. Dafür laden sie Kontakte aus ihrem Umkreis ein, die der App dann wiederum Zugang zu den auf ihrem Handy befindlichen Kontakten ermöglichen sollen – dies allerdings nicht müssen, wenn sie die dafür notwendigen Handgriffe kennen und dem Zugriff nicht zustimmen.
Nicht ohne Grund stehen am Anfang der Kette allerdings vor allem bekannte Persönlichkeiten aus den Medien sowie auch Journalisten und Politiker, die gern auf den Hype aufspringen und wissen wollen, wie Kommunikation auf dieser Ebene funktionieren kann. Nicht ausmalen möchte ich mir jedoch, wie viele auch meiner Kontakte ihr Adressbuch mittlerweile freigegeben haben und der App damit einen schier endlos scheinenden Kontaktbonus offenbaren, der Clubhouse bald zur Verfügung stehen wird.
Für den Erfolg dieser Strategie sprechen damit ausgelöste Skandale wie der um den Politiker Bodo Ramelow, den man aus Sicht der Markteinführung dieser App im deutschsprachigen Raum auch als Bauernopfer bezeichnen könnte. Spätestens mit seinem Auftritt in einem der Räume auf Clubhouse ging die App viral.
Dieses Foto entstand auf dem Dundas Square in Toronto. Am Silvesterabend 2019/2020 war dort reges Treiben zu beobachten. Ganz in der Nähe habe auch ich in das neue Jahr hineingefeiert und noch ein paar fantastische Tage in der kanadischen Provinz Ontario verlebt. Foto: Silke Liebig-Braunholz
Der FEC-Food Editors Club ist eine Institution. Ein Teil davon sein zu dürfen, erfüllt mich mit Stolz. Die Mitglieder dieses Clubs zählen zu den wichtigsten Foodjournalisten und Autoren dieses Landes und halten die liebevolle Andeutung des ersten Präsidenten Arne Krüger „Vergesst mir nicht die Feinschmeckerei!“ noch heute in Ehren. In Frankfurt traf sich der Food Editors Club jetzt zu seinem 50. Geburtstag und feierte ein genussvolles Wochenende.
Clubmitglied und Hamburger Journalistenkollege Stevan Paul hat die Ereignisse rund um das Event bis ins kleinste Detail in seinem kulinarischen Blog zusammengefasst. Dem lässt sich lediglich hinzufügen, dass der FEC während der Tagung im Grandhotel Hessischer Hof beschlossen hat, soziale Projekte zu unterstützen und Mittel aus der Vereinskasse für das Slow Food Kindermobil, die es in mehreren deutschen Städten wie beispielsweise in München gibt, und den Shout Out Loud Foodtruck gegen Lebensmittel-Verschwendung bereitzustellen. Auch dieses Engagement erfreut mich mit Stolz.
Das Buch „Gestern aß ich bei Goethe“ handsigniert von Sybil Gräfin Schönfeldt
Nicht unerwähnt lassen möchte ich zudem meine Bewunderung für unser Gründungsmitglied Sybil Schlepegrell geb. Gräfin Schönfeldt. Die mittlerweile 91-Jährige hatte während des Sektempfangs im Römischen Salon etwa eine Stunde lang geduldig an einem Stehtisch gestanden und sich dort an den Anekdoten einiger langjähriger Clubmitglieder über den FEC erfreut. Als eine überaus nette Geste empfand ich zudem ihr Geschenk für alle Clubmitglieder. Ihr 2002 erschienenes Buch „Gestern aß ich bei Goethe“ hat sie jedem von uns im Tagungsraum auf den Tisch gelegt. Ich habe es mir anschließend noch signieren lassen.