Eigentlich sollte das Buch „Privat war gestern“ zur Pflichtlektüre für Jeden werden. Für jeden, der nur ansatzweise mit dem Gedanken spielt, einen Account in einem der zahllosen sozialen Netzwerke anzulegen. Wir können es uns kaum leisten, die umfangreich recherchierten Beispiele aus dem Medien- und Internetalltag der beiden Juristen Christian Schertz und Dominik Höch nicht ernst zu nehmen.
„Unsere Privatsphäre wird zerstört, und wir sehen tatenlos zu.“ Mit diesen Worten mahnen die renommierten Medienanwälte. Ihr Buch zeigt aufschlussreich, wie fahrlässig wir sind und wie trügerisch die Freude am Teilen sein kann. Dabei verweisen sie auf die Zielsetzung von Unternehmen wie Facebook. „Tatsächlich sind sich viele Nutzer nicht darüber im Klaren, dass Facebook ein auf größtmöglichen Gewinn ausgerichtetes Privatunternehmen ist“.
Schertz und Höch setzen all denjenigen belegbare Argumente entgegen, die sich von Aussagen wie denen eines Mark Zuckerberg beeindrucken lassen. Mit Zitaten wie „Ich will die Welt zu einem offeneren Ort machen“, aber auch mit „They trust me, dumb fucks“ wird er in dem Buch zitiert. Gleichzeitig belegen sie, dass Netzwerke mit etlichen Scheinidentitäten oder Facebook-Seiten, die als Propagandamaschine in eigener Sache gelten, die viel postulierte Transparenz überhaupt nicht erreichen.
Vor allem aber sprechen sie von Verantwortung und davon, dass totale Transparenz in jedem Winkel menschlichen Zusammenlebens rechtsverletztend sei und zu einer Tyrannei der Offenheit führe. Ihre Schlussfolgerungen belegen sie mit zahlreichen Beispielen aus aktuellen Medien-Berichterstattungen, wie etwa dem Fall ‚Guttenberg’ oder ‚Kachelmann‘. Letztendlich plädieren sie für das Begrenzen der unbegrenzten Möglichkeiten des weltweiten Netzes, „um das Individuum zu schützen“. Sie erheben damit eine Stimme für eine längst notwendig gewordene gesellschaftliche Debatte.
Christian Schertz / Dominik Höch
Privat war gestern – Wie Medien und Internet unsere Werte zerstören
Ullstein Buchverlage GmbH
246 Seiten
€ € 19,99 (D)
ISBN 978-3-550-08862-9