Am Dienstag fand der diesjährige Dehoga-Branchentag in Berlin statt. Narrare sprach mit dem Gastronomen Peter Häfner aus der Mainmetropole Frankfurt, der als langjähriges Mitglied, 1. Vorsitzender der Vereinigung der Äpfelweinwirte Frankfurt am Main und Umgebung e.V. sowie als selbstständiger Unternehmer Teilnehmer dieser Veranstaltung war unter anderem über die diskutierte Reduzierung der Mehrwertsteuer.
Narrare: Wie haben Sie den Branchentag erlebt?
Peter Häfner: Es war eine hochwertige und gut organisierte Veranstaltung. Charmant und auch kritisch führte Dr. Hajo Schumacher durch die Veranstaltung. Präsident Ernst Fischer hat eine sehr lange Grundsatzrede gehalten, in der alle relevanten Themen erläutert und der jeweilige Standpunkt des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) umrissen wurde. Den sicher kurzweiligsten Vortrag haben wir von dem Autor und Business Experte Hermann Scherer gehört.
Narrare: Welche Perspektiven konnte der Branchentag seinen Teilnehmern bieten?
Peter Häfner: In den Diskussionen wurde verdeutlicht, dass die Branche weiterhin an der Reduzierung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie arbeitet und nichts von einem Einheitssatz von 16 Prozent hält. Außerdem wurden die geforderten Hygiene-Smileys vom Verband abgelehnt. Nicht ganz klar wurde, ob die derzeitig von der Politik eingesetzte Kommission zur Überprüfung der Mehrwertsteuer-Thematik, auch den bereits eingeführt reduzierten Mehrwertsteuer-Satz für die Hotellerie wieder kippen wird. Bei einer möglichen Einführung von Kennzeichnungspflichten für den Verbraucher zeigten sich die Redner aus meiner Sicht zu wankelmütig. Bei der Durchsetzung des Jugendschutzgesetztes hat der Verband der Politik seine volle Unterstützung zugesagt.
Narrare: Fühlten Sie sich als Branchenvertreter von den anwesenden Bundespolitikern verstanden? Welche Signale haben beispielsweise Renate Künast, Ernst Burgbacher oder Klaus Wowereit in die Branche gesendet?
Peter Häfner: Die Rede von Renate Künast war vermutlich nicht eine ihrer Besten. Sie hat sich kränklich und für mich nicht gut vorbereitet gezeigt. Wenig hilfreich waren allerdings frauenfeindliche Zwischenrufe aus dem Auditorium. Auf ihr Thema, die „Grüne Politik: Der Verbraucher im Fokus“, kam Sie dennoch immer wieder gekonnt zurück und hat den Hoteliers versucht zu verdeutlichen, dass es nicht damit getan ist, Aufkleber im Bad anzubringen, die darauf verweisen, dass eine Mehrfachverwendung der Handtücher das Klima schont. Sie vermisst aus Ihrer Sicht einen ganzheitlichen Ansatz der Hotels zu diesem Thema. Ernst Burgbacher hat die getroffenen Maßnahmen der Politik verteidigt und ein geplantes Konzept zur Förderung des ländlichen Raums vorgestellt, für das er sich einsetzen wird. Klaus Wowereit hat die Tischrede am Abend gehalten und wenig Impulse in die Branche gegeben. Dafür erläuterte er die momentan im Bau befindlichen Großprojekte der Stadt und informierte über bevorstehende Großveranstaltungen. Die „Elefantenrunde“ hat viele Worte gefunden mit wenig Aussagekraft, beispielsweise zum Thema der reduzierten Mehrwertsteuer.
Narrare: Was sind Ihrer Meinung nach die Herausforderungen der Branche?
Peter Häfner: Ich denke wir müssen aufpassen, dass wir durch die leidige Mehrwertsteuer-Debatte nicht in zwei Lager gespalten werden. Auf der anderen Seite vermisse ich die Unterstützung der Hoteliers, die sich einst für ihre Branche eingesetzt haben und dabei von den Gastronomen unterstützt wurden, jetzt ihre Ziele erreicht sehen und die Gastronomie ein wenig im Regen stehen lassen, die nach wie vor für die Reduzierung kämpft. Außerdem müssen wir gegenüber der Politik als starker Verband mit einer Stimme auftreten, unsere Forderungen klar und deutlich machen und unsere Stärken hervorheben, auch als großer Arbeitgeber und wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Deutschland. Nichts desto trotz sollten wir Forderungen, nicht um der Forderungen Willen stellen, wie teilweise wortgewaltig von Ernst Fischer und Ingrid Hartges in Berlin vorgetragen. Ich bin eher der Meinung wir sollten in für uns nicht so bedeuteten Punkten Kompromissbereitschaft zeigen, um die höheren und übergeordneten Ziele zu erreichen. Ein anderer für mich gangbarer Weg ist es, der Politik bessere Lösungen an die Hand zu geben, also selbst Konzepte zu erarbeiten, die der Politik eine Entscheidung erleichtern. Letztendlich wird es notwendig sein, mit viel Fingerspitzengefühl und Diplomatie vorzugehen, um Ziele zu erreichen. Dies habe ich in manchen direkten Auseinandersetzungen in Berlin allerdings vermisst habe.