Ostseebad Binz: Gelungene Renaissance

BinzKlaus Boy muss nicht viel überlegen, bevor er liebevoll über das Ostseebad Binz auf der Insel Rügen spricht. Im Binzer Ortsteil Prora war er Leiter des Hauses der Armee. Nach der Wende hat er sein eigenes Unternehmen aufgebaut, das von seiner Schwiegertochter Franziska geführt wird und mittlerweile an seinen Sohn übergeben wurde. Touristen, die mit den Boy’s durch Binz schlendern, können sich auf viele Anekdoten freuen. Für die Familie sind sie ebenfalls ein Stück Lebensgeschichte.

Ostseebad Binz
Die typische Binzer Bäderarchitektur versprüht an der Ostsee einen herrschaftlichen mediterranen Charme. Foto: Kurverwaltung Binz, Clemens Klüver

An diesem Morgen begrüßen der weißbärtige Gästeführer und seine Frau eine Gruppe von rund dreißig Touristen am Haus des Gastes. „Ich erzähle Ihnen heute einiges darüber, wie das einstige Dorf Binz zum Seebad wurde“, sagt er schmunzelnd und setzt sich mit seiner kleinen Männerhandtasche beschwingt in Bewegung. Wir folgen ihm als er erzählt, dass der Ort 1318 erstmals erwähnt wurde und der Baedeker Reiseführer Binz bereits im 18. Jahrhundert aufgrund seines feinen Sandstrandes als schönstes Bad bezeichnete.

Ostseebad Binz
Das Ostseebad Binz ist das größte Seebad auf der Insel Rügen. Foto: Silke Liebig-Braunholz

Berühmte Bäderarchitektur

Warme und kalte Meerwasserbäder waren einst sehr beliebt in Binz. Das Wasser wurde aus dem Meer gepumpt und im Haus des Gastes zum Baden aufbereitet. Um diese Zeit sprach sich herum, dass der Ort ein Geheimtipp ist. 1825 begann der Bauboom – Hotels, Pensionen und die für den Ort so berühmte Bäderarchitektur entstanden. Die herrschaftlichen Villen an der Strandpromenade wurden mit einem preiswerten Kalkanstrich und den drei typischen Merkmalen für die Bäderarchitektur versehen: dem Kastenbau, dem Vorbau als Veranda oder Balkon und dem Türmchen obendrauf.

Ostseebad Binz
An der Seepromenade hat auch Henry Maske eine Eigentumswohnung. Foto: Kurverwaltung Binz, Björn Hänssler

Heute stehen die Häuser unter Denkmalschutz und wurden seit der Wendezeit in liebevoller Detailarbeit und mit einem großen Investitionsvolumen überwiegend von den Besitzern saniert. Es ist wohl der besondere Stilmix aus Klassizismus, Neobarock und Jugendstil, der Binz mit seinen Feriendomizilen und Logierhäuser zu einer derart begehrten Urlaubsdestination werden ließ. Seit 2005 ist die Anzahl der Übernachtungen von knapp zwei Millionen Gästen auf rund 2,5 Millionen Gäste angestiegen. Die Gästeankünfte – auch ohne Übernachtungen – lagen 2005 noch bei rund 350.000 und im vergangenen Jahr bei rund 450.000. Auch mit der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer der Touristen kann das Ostseebad zufrieden sein. Sie liegt mit 5,5 Tagen bei einem guten bundesdeutschen Schnitt in derartigen Tourismusregionen.

Erfinder des Seebades

Klaus Boy erzählt gern auch von den vielen gastronomischen Betrieben im Seebad, das 5.491 Einwohner mit Hauptwohnsitz und 447 Einwohner mit Zweitwohnsitz hat. Dagegen zählt die Statistik knapp neunzig Restaurants, Bars und Cafés sowie rund 15.000 Gästebetten für den Ort und unser Gästeführer erzählt auch hierzu ihm bekannte Anekdoten. Beispiel: Wilhelm Klünder. „Er gilt als der Erfinder des Seebades“, sagt Boy. Mit ihm sei das erste Hotel am Meer entstanden. „Vorher hatte sich niemand zugetraut, so weit an das Meer heranzugehen. Die Menschen hatten noch Respekt davor“, erzählt unser Gästeführer. Doch mit Wilhelm Klünder brach eine neue Zeit an und dort wo er sein Hotel 1883 errichtete, steht heute das Grand Hotel, das von Hotel Arkona Dr. Hutter e.K. betrieben wird.

Ostseebad Binz
Möwen sind an dem etwa fünf Kilometer langen und rund 50 Meter breiten Strand von Binz zuhause. Foto: Silke Liebig-Braunholz
Nur noch selten zu finden

Ganz in der Nähe des Grand Hotels kehren die Gäste beispielsweise auch gern bei Toni Münsterteicher ein. In seiner Strandhalle wird alles mit Liebe zubereitet, weshalb es das Fischerrezept „Lothars Leibgericht“ sogar zum Favoriten in den Bewertungsportalen gebracht hat. „Wir machen hier Dinge, die in der Gastronomie nur noch selten zu finden sind“, sagt der passionierte Gastwirt und ergänzt das ohnehin breit gefächerte kulinarische Angebot, das neben dem Sternerestaurant freustil über das erste Bio-Restaurant der Insel meerSalz bis zu dem gediegenen Kurhaus-Restaurant reicht. Binz steht genauso für die traditionelle Fischräucherei wie für die gehobene Küche und bietet ein breites kulinarisches Spektrum für Genießer.

Für verrückt erklärt

Damit knüpft der Ort an Vorkriegszeiten an, als etwa Prominente wie der Ufa-Star Willy Fritsch sowie Großindustrielle der damaligen Zeit die Vorzüge dieses Ortes entdeckten und hier glanzvolle Feste im Kurhaus feierten, das Berliner Bankiers einst erbauen ließen. Weniger glanzvoll war die Zeit der „Aktion Rose„, in der Hotels- und Restaurantbesitzer enteignet wurden. „Auch die Villa der Witwe von Wilhelm Klünder wurde damals enteignet“, erzählt Klaus Boy. Heute leben dort Klünders Nachfahren, wenn auch nicht aus erster Linie. Michael Gronegger ist der Sohn einer Cousine der bereits verstorbenen Tochter von Alwine Klünder, der Witwe des Seebad Begründers. Seit 2002 lebt er mit seiner Frau Ingeborg in der Villa Klünder direkt im Turm mit Blick auf das Meer. In seinem Keller hat er wieder einen Weinkeller – genauso wie in Bayern, wo er bis zum Umzug in einem Wasserschloss lebte. Vor ihrer Zeit als Pensionsvermieter waren die Groneggers Banker. „Viele unserer Freunde haben uns für verrückt erklärt als wir sagten, dass wir nach Binz umziehen und die Villa sanieren“, erzählt Michael Gronegger. Bereut hat er es nicht und sich mit seiner neuen Aufgabe arrangiert, die 13 Wohnungen in der Villa in Schuss zu halten. „Als wir kalkuliert haben, sind wir von weniger Belegung ausgegangen als wir heute haben. Das Konzept ist damit aufgegangen. Wir müssen nicht einmal Werbung dafür machen“, erzählt er.

Klünders
Die Klünders in ihrem Keller, in dem sie auch einen Bernstein beherbergen, der typisch ist für diese Ostseeregion und den sie für rund 6.000 Euro ersteigert haben. Foto: Silke Liebig-Braunholz
Höhepunkt im September

Die Informationen über die meisten Villen und ihre wechselvolle Geschichte erhalten die Besucher auf einer Tafel, wie sie auch vor der Villa Klünder steht. Seit 2013 gibt es zudem an vielen Häusern auch einen QR-Code, der den Gästen einen digitalen Villenrundgang mit dem Smartphone erlaubt. Auf der hinterlegten Website finden sie die Fakten zu den Villen wie etwa Baujahr, Vorbesitzer, Geschichte nach 1990 sowie kleine Anekdoten und historische Abbildungen. Diese und andere Geschichten, Veranstaltungen und Führungen finden jedes Jahr im September ihren Höhepunkt im Monat der Bäderarchitektur. Hier erzählen auch die Groneggers ihre Anekdoten.

Smartphone
Einfach den QR-Code mit dem Smartphone scannen und anschließend die bewegte Geschichte des Hauses Klünder nachlesen. Für die junge Generation „Tourist“ ist dies eine coole Abwechslung. Foto: Silke Liebig-Braunholz

Die Recherche wurde unterstützt durch die freundliche Organisation der Kurverwaltung Binz und ihrer Partnerbetriebe.

Zadar – ein Star unter Europas Destinationen

Bereits Alfred Hitchcock hat von Zadar geschwärmt, vor allem vom Sonnenuntergang in der kroatischen Stadt an der Adria-Küste. Während seines Besuchs im Jahr 1964 soll er gesagt haben: „Zadar hat den schönsten Sonnen Untergang der Welt, einen schöneren sogar als in Key West in Florida, wo man ihn jeden Abend mit Applaus erwartet.“

Zadar: Wo das Meer orgelt und ein Gruß an die Sonne geht Foto: Ivo Pervan
Zadar: Wo das Meer orgelt und ein Gruß an die Sonne geht Foto: Ivo Pervan

Vielleicht mag es der Sonnenuntergang von Zadar gewesen sein, der die „European Best Destinations“ animierte, die Stadt in Dalmatien als eines der besten europäischen Reiseziele des Jahres 2016 zu nominieren. Insgesamt 20 Städte hat die Organisation aus Brüssel ins Rennen geschickt, wobei Zadar gegen Hauptstädte wie London, Paris, Berlin, Madrid und Prag konkurriert – bisher mit einschlägigem Erfolg. Noch bis zum 10. Februar können Besucher der Website für eine der auserwählten Destinationen stimmen.

Doch warum ausgerechnet für Zadar in Kroatien? Es gibt mehrere gute Gründe, weshalb dieses Reiseziel am wohl klarsten und türkisesten Meer in Europa den Sieg verdient. Gastautorin Annika Senger weiß Antworten und hat die Destination besucht.

Eine Kulturstadt mit mediterranem Charme

Obwohl Zadar im Zweiten Weltkrieg von alliierten Bombern und auch 1991 im Kroatien-Krieg stark beschädigt wurde, konnte sich die Altstadt mit den engen Gassen ihren mediterranen Charme bewahren. Wie man auf einem Spaziergang durch den historischen Stadtkern unschwer erkennt, hatte Zadar eine Reihe an Einbußen alter Bausubstanz zu erdulden. Die wichtigen Kulturstätten wurden nach den Angriffen jedoch restauriert beziehungsweise wieder aufgebaut.

Nicht erst im 20. Jahrhundert durchlief Zadar eine turbulente Geschichte: Schon im 2. Jahrhundert vor Christi wurde sie von den Römern unterworfen. Aus dieser Zeit stammen die architektonischen Überbleibsel im römischen Forum vor der Kirche des Heiligen Donat (Sv. Donat). Die römisch-katholische Kirche mit dem byzantinischen Rundbau gilt als Wahrzeichen von Zadar und wird heute als Austragungsort für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Mit ihren Wurzeln im 9. Jahrhundert nach Christi gehört sie zu den wohl ältesten christlichen Bauten in Kroatien.

Das Wahrzeichen von Zadar Foto: Mario Romulić und Dražen Stojčić
Das Wahrzeichen von Zadar Foto: Mario Romulić und Dražen Stojčić

Wenn man mit einem Faible für Kirchenarchitektur nach Zadar kommt, empfiehlt es sich, in der Altstadt genügend Zeit für Besichtigungen der zahlreichen imposanten Gotteshäuser einzuplanen. Ein Highlight ist die Kathedrale der Heiligen Anastasia (Sv. Stošija). Einlass in die romanische Basilika aus dem 12. und 13. Jahrhundert wird allerdings nur denjenigen gewährt, die ihre Schultern und Knie mit Stoff verhüllen. Auch an wärmeren Sommertagen ist es demnach sinnvoll, für den Kathedralen-Besuch ein zusätzliches Kleidungsstück bei sich zu tragen. Von außen kann man zwar die monumentale Fassade und die gotischen Rosetten betrachten, doch im Innenraum der Kathedrale warten prächtige Gemälde und Altäre aus Marmor. Mit etwas Glück bekommt man sogar die Klänge der Orgel zu hören. Erklimmt man den Glockenturm der Heiligen Anastasia, genießt man nach 150 Stufen einen tollen Ausblick über Zadar und das Meer.

Orgel mit ganz speziellen Klang

Apropos Meer: An der Seepromenade lockt Zadar mit zwei Attraktionen aus dem 21. Jahrhundert. Der kroatische Architekt Nikola Bašić entwarf sowohl die Meeresorgel als auch den „Gruß an die Sonne“. Seine beiden Werke sind nur wenige Meter voneinander entfernt. Die Klänge des experimentellen Musikinstruments, das am 15. April 2005 eingeweiht wurde, werden von den Wellen des Meeres erzeugt. Unter den großen Steinplatten am Ufer befinden sich Löcher, die vom Meerwasser durchflutet werden. Welche Melodie die Meeresorgel von Zadar dann spielt, bestimmt der Wind. Sie hat einen ganz speziellen Klang, diese Orgel. Lauscht man ihr, empfindet man ihre Musik entweder als entspannend oder als monoton. In jedem Fall hat sich die Meeresorgel als beliebter Treffpunkt für Touristen und Einheimische etabliert. Vergleichbare Töne wird man nämlich sonst nirgends vernehmen und in der Abenddämmerung bietet die Orgel auf ihren Stufen die besten Plätze, um den Sonnenuntergang zu bestaunen.

Bei einem kunstvollen Lichtspektakel kann man Hitchcocks „most beautiful sunset“ ebenso auf dem „Gruß an die Sonne“ erleben. Dieser 22 Meter durchmessende Kreis besteht aus 300 mehrschichtigen Glasplatten, die am Tag Sonnenlicht absorbieren. Am Rand seines Kunstwerks erklärt Bašić die Planeten des Sonnensystems sowie deren Umlaufbahnen. Nach Einbruch der Dunkelheit sendet der Kreis mit seiner Licht-Show einen spektakulären Gruß an die Sonne. Die Lichtbewegungen folgen wie die Klänge der Meeresorgel dem Rhythmus der Wellen. So fordern die Orgel und der Lichtkreis ihre Besucher zu einem abendlichen Tänzchen auf – oder auch lediglich zur stillen Betrachtung.

Ausgangsort für Natur-Erkundungen

Sollte man Kroatien wegen seiner vielfältigen Natur besuchen, eignet sich Zadar ideal als Ausgangsort für Ausflüge. Westlich der Stadt erstreckt sich der Nationalpark Paklenica, der durch die Winnetou-Verfilmungen berühmt geworden ist und auf Wanderer und Kletterer seinen magischen Reiz ausübt. Möchte man stattdessen die Kornati Inseln erkunden, hat man die Möglichkeit, ab Zadar an Bootstouren durch den Nationalpark Kornati in See zu stechen. Die unter Naturschutz stehende Inselwelt erinnert in ihrer Kargheit an Landschaften in Schottland oder Island. Wenn man auf den Kornaten von Bora verschont bleibt, tankt man dort nordeuropäisches Flair unter Kroatiens Sonne. Was auch immer man in Zadar und Umgebung vorhat – trotz der großen Auswahl an ähnlich attraktiven Reisezielen hat es Zadar verdient, im Voting von European Best Destinations auf dem Siegertreppchen zu landen. (Annika Senger)

Über die Autorin
Annika Senger betreibt seit Januar 2016 das Reise- und Kulturportal Kroatien-Liebe, wo sie nicht nur über Reiseziele in Kroatien informiert, sondern ihrer Leserschaft auch kroatische Musik, Rezepte und Sprache näher bringt. Sie ist eine leidenschaftliche Bloggerin und Fotografin.

Kitzbühel ist das beste Skigebiet der Welt

KitzbühelKitzbühel ist der Klassiker unter den Skigebieten. Vom Portal Skiresort.de wurde der Weltcup-Ort im nordöstlichen Tirol nun auch zum besten Skigebiet der Welt gekürt. Von 5 möglichen Sternen erreicht Kitzbühel 4,8 und damit Bestnoten in fast allen Kategorien. Nachholbedarf sieht Skiresort.de-Geschäftsführer Oliver Kern lediglich in den Bereichen Parkplatz und Umweltfreundlichkeit.
Kitzbühel in Tirol erstreckt sich vom Hahnenkamm bis zum Pass Thurn. Fotos: Skiresort.de
Kitzbühel in Tirol erstreckt sich vom Hahnenkamm bis zum Pass Thurn. Fotos: Skiresort.de

Neben dem Spitzenreiter finden sich unter den Top Ten noch weitere Regionen in der Alpenrepublik, darunter St. Anton am Arlberg, Kaltenbach – Hochzillertal/Hochfügen, Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn, Sölden sowie die SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental: „Die Qualitätsunterschiede sind minimal. St. Anton am Arlberg steht zum Beispiel für ein erstklassiges Pistenangebot mit Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade und viel freien Skiraum. In kaum einem anderen Skigebiet gibt es dagegen so viele qualitativ hochwertige Restaurants und Hütten wie im Hochzillertal“, so der Gründer des Münchner Unternehmens. Zu den weiteren Top-Performern zählen unter anderem Whistler Blackcomb in Kanada, Arosa Lenzerheide in der Schweiz und Gröden in Südtirol. Oliver Kern: „Dort investieren die Bergbahnen besonders viel Zeit und Mühe, damit Gäste auf optimal präparierten Pisten carven können.“

Kitzbühel
Die Galzigbahn in St. Anton am Arlberg.

Mehr als 500 Skigebiete hat das Team des Internetportals Skiresort.de seit 1998 teils mehrfach bereist und jeweils nach 18 Kriterien bewertet. Entscheidend sind unter anderem Größe, Pistenangebot sowie Schneesicherheit, aber auch Familientauglichkeit, Snowparks und Unterkünfte direkt an den Pisten. Die Skigebiete können maximal 5 Sterne in jeder Kategorie erreichen, aus dem Schnitt aller Wertungen errechnet sich das Endergebnis.