Zellkultiviertes Fleisch auf dem Vormarsch

Als Investor und Berater wird Umweltaktivist und Oscarpreisträger Leonardo DiCaprio Teil zweier Firmen, die zellkultiviertes Fleisch für den Endverbraucher zugänglich machen werden. „Unsere Ernährung zu verändern ist einer der Schlüssel, um die Klimakrise zu bekämpfen“, sagt er über sein neues Engagement.

Die Unternehmen Mosa Meat und Aleph Farms sind dafür bekannt, Fleisch direkt aus Tierzellen zu gewinnen. Mosa Meat präsentierte 2013 den ersten zellkultivierten Hamburger und Aleph Farms feierte 2018 und 2021 Erfolge mit zellkultivierten Steaks .

Zellkultiviertes Fleisch
Ein Burger aus zellkultiviertem Fleisch steht einem Burger aus Fleisch in Optik und Geschmack beinahe in nichts mehr nach

Mittlerweile sind die Entwicklungen fortgeschritten. Experten gehen davon aus, dass der Markt für zellkultiviertes Fleisch, als Teil der größeren Proteinumstellung, bereits 2030 einen Wert von 25 Milliarden US-Dollar einnehmen wird. Mosa Meats Geschäftsführer, Maarten Bosch, freut sich deshalb über die Zusammenarbeit mit dem neuen prominenten Investor: „Gemeinsam werden wir die jetzige aber auch zukünftige Generationen mit nachhaltigem Fleisch versorgen“, betont er.

Rückenwind für die Vordenker

In meinen Recherchen stelle ich in diesen Tagen oft fest, dass viele Menschen sich intensiver mit dem großen Ganzen beschäftigen und einen Beitrag leisten wollen. Die Gespräche sind intensiver, die Aussagen deutlicher geworden. Wenn wir Journalisten diesen „Spirit“ in den Aussagen transportieren, bewegt sich anschließend manchmal sogar etwas.

Nun ist der Beschluss des Bundeskabinetts, den Bio-Anteil in Kantinen des Bundes auf 20 Prozent zu erhöhen, nicht zwangsläufig auf meinen Beitrag Der Spirit der Vordenker im Slow Food Magazin zurückzuführen. Aber zumindest lässt sich davon ausgehen, dass Bundesministerin Julia Klöckner die ihr Ministerium betreffenden Medienberichte in der täglichen Auswertung vorgelegt bekommt und die öffentlichen Debatten dazu wahrnimmt.

Spirit
Längst ein Vordenker: In den psychiatrischen Kliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster und Lengerich wurde schon 2004 auf Bio-Essen gesetzt. Heute liegt der Bio-Anteil bei rund 25 Prozent. Ich sprach mit der Ernährungsberaterin Birgitta Lohmann, dem Küchenleiter Ralf Gremme und dem kaufmännischen Direktor Thomas Voß. Ihr Beispiel wurde im Beitrag „Engagement gegen den Rotstift“ erwähnt, der ebenfalls im Rahmen des Dossiers im Slow Food Magazin 3/2021 erschien. Foto: Silke Liebig-Braunholz

Mangelnde Vorbild- und Multiplikatorenfunktion

Einige der Protagonisten in meinem Beitrag sprachen zumindest auch im Gespräch mit mir die mangelnde „Vorbild- und Multiplikatorenfunktion“ des Bundes in diesem Bereich an, den die Ministerin jetzt hervorhebt. Ich habe diesen Aspekt in meinem Beitrag nicht ausdrücklich erwähnt; mich vielmehr auf die positiven Beispiele konzentriert. Denn ich wollte vor allem den Spirit der Vordenker transportieren und das Thema damit indirekt vermitteln.

Nun lässt sich feststellen, dass es jene Beispiele sind, die Schwung in längst überfällige Notwendigkeiten bringen und die Themen setzen. Die Politik setzt hier viel zu spät ein Zeichen und ist nun im Jahr 2021 keineswegs ein Vorbild. Wie wichtig aufrüttelnder Journalismus ist und wie gut, dass es Medien gibt, die diese Themen setzen, zeigt das Beispiel ebenfalls.

BUGA 2021: Die Verlockung des Gartenparadieses

BUGA 2021
Die Schau „Paradiesgärten – Gartenparadiese“ in der romanischen Peterskirche ist eine der Hauptattraktionen zur BUGA 2021 Foto: Steve Bauerschmidt

(ots) Nach mehrjährigem Umbau erstrahlt die Kirche des ehemaligen Klosters St. Peter und Paul nun zur Bundesgartenschau in Erfurt in einem ganz besonderen Licht. Neben den bedeutendsten Wandmalereien Thüringens beinhaltet der 900 Jahre alte Bau eine grandiose Ausstellung: „Man muss nicht erst sterben, um ins Paradies zu gelangen, solange man einen Garten hat“, beschreibt ein persisches Sprichwort. Die Peterskirche ist kein Prunkbau und dennoch der beste Ort für die Ausstellung „Paradiesgärten – Gartenparadiese“. Kuratorin Dr. Rita Hombach und die Ausstellungsgestalter vom Atelier Hähnel-Bökens haben das Gartenparadies zwischen den dicken Sandsteinwänden und den mächtigen Holzkonstruktionen aufblühen lassen. Die Architektur der Peterskirche umschließt wie eine Einfriedung die in der Ausstellung gezeigten Gärten, ist zugleich ein Hauptexponat. Das visualisierte Sternenzelt ist der Himmel über dem Gartenparadies.

Betrachter fühlt sich in den Park hinein versetzt

Am entgegenliegenden Ende des Raumes die virtuelle Gartenwelt zum Selbstgestalten: Je mehr sich der Besucher auf der Fläche und vor der virtuellen Wand bewegt, umso schneller wachsen Bäume, verwandelt sich Gras in ein Blumenfeld und schweben Schmetterlinge zwischen den Bäumen. Die Leichtigkeit und beschwingte Fröhlichkeit dieses Erlebnisses nimmt man gern mit zum Spazieren entlang der Seitennischen. In jeder ist ein Garten verborgen, elf an der Zahl. Die scherenschnittartigen Gestaltungen, den Bildern der Parkanlagen in den Nischen vorangestellt, schaffen einen wunderbaren 3-D-Effekt, der Betrachter fühlt sich in den Park hinein versetzt. Originalexponate aus den Anlagen verstärken diesen Eindruck. Die paradiesische Reise durch mehrere Jahrhunderte Gartenkultur unter einem virtuellen Sternenhimmel endet mit der Frage, wie man einen Garten sieht oder auch betritt. Ein Wort von Bernhard von Clairvaux mag da helfen: „Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen.“

Der Rundgang in der Peterskirche lässt sich auf der Website der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten im Vorfeld virtuell erleben.