Narrare unter neuer Domain erreichbar

Neue Domain und neues Erscheinungsbild: Narrare erfindet sich neu. Mit dem neuen Auftritt sollen die fachspezifischen Themen bereits auf den ersten Blick transparent werden. Ein neuer Anstrich sozusagen für ein Blog, dass sich längst etabliert hat und an einer immer breiteren Leserschaft erfreut.

Der Markenname Narrare wird ab sofort schon in der Domain sichtbar sein. Zudem suggeriert die Endung .com eine stärker nachgefragte Internationalität. Insgesamt ist das Layout dynamischer, soll an seiner Übersichtlichkeit jedoch nicht verlieren.

Ab dem 13. Februar wird nur noch auf narrare-blog.com publiziert. Ich freue mich, Sie/euch auf diesem Portal zu treffen und auf den weiteren regen Austausch mit noch mehr Themen rund um das Reisen und die kulinarischen Erlebnisse – stets mit dem kritischen, jedoch vor allem immer mit einem neugierigen Blick auf die Details und Besonderheiten in den Reise- und Urlaubszielen sowie den dort etablierten Hotels, Restaurants, regionalen Köstlichkeiten, süßen Verführungen und Persönlichkeiten, die diese Branche der Gastlichkeit prägen.

Es ist eine etwas andere Sicht auf die Reiseziele – eine fachjournalistische eben, die nicht willkürlich Tipps gibt oder etwas beschreibt, dass gerade sympathisch herüberkommt. Sondern das bewusst auswählt, abwägt, es in den Kontext der gesamten Seite stellt und vor allem Vielfalt vermitteln möchte, damit der Leser sich ein objektives Bild machen kann.

Herzlichst, Silke Liebig-Braunholz

Ein Schwarm, der Böses dabei denkt?

Vor kurzem habe ich erst einen Beitrag zum Thema Endstation Tunnelblick? geschrieben. Jetzt war ich auf dem ConventionCamp in Hannover und sah viele Thesen bestätigt.
Ich bleibe dabei – Onliner leben in einer Cloud. Auch, wenn auf dem ConventionCamp – einer der wichtigsten Konferenzen zur digitalen Zukunft – die Netz-Szene auf Wirtschaft und Wissenschaft traf, sei hier mal in Frage gestellt, ob die Verständigung der Menschen untereinander immer zielführend war.

ConventionCamp
Großer Andrang bei den Keynotes

In einer Zeit, in der wir uns mit täglichen Neuerungen selbst überholen, ist es kein Wunder. Immer mehr Menschen bilden sich ihre Meinungen aus Echtzeitinformationen, die ungeprüft durch das Netz strömen. Die Welt bauen sie sich aus einer zerfaserten Kommunikationskultur – theoretisch ist das aber gar nicht möglich.

Gut, zum Frust ablassen

Doch mittlerweile diskutieren wir darüber, ob es ausreicht. Wir mutmaßen sogar, dass soziale Netzwerke Revolutionen in Gang setzten. Das Panel „Ihr werdet euch noch wünschen, wir wären politikverdrossen“ etwa stellte die Frage in den Raum, inwieweit sich Menschen über das Internet heute wieder verstärkt mit politischen Themen beschäftigen. Prof. Dr. Helmut Scherer vom Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover relativierte die Macht der sozialen Netzwerke und stellte klar, dass es hierin lediglich um die Vernetzung, das Finden von Verbündeten und das Frust ablassen gehe – mehr nicht. Selbst der Veranstalter publizierte in einer Presseerklärung das Fazit: „Das Internet politisiert die Menschen nicht. Aber es erleichtert die Kommunikation für Proteste und unterwandert so die bisherigen Machtpositionen“.

ConventionCamp
Kommunikation, die sich immer mehr in die sozialen Netzwerke verlagert Fotos (2): Flickr

Außerhalb der mit wenigen philosophischen Ansätzen in Bezug auf die Lebensveränderungen der Menschen angebotenen Sessions (Sitzungen), ließ das Camp sehr anschaulich erkennen, welcher Wettlauf um die Ideen von morgen mittlerweile stattfindet – selbst wenn sie noch so unsinnig sind. Denn: Ob die Menschheit all diese Ideen benötigt, wie viele Unternehmen mit ihren Ideen scheitern, welche Machtkämpfe um die Vorherrschaft im Netz längst toben – all dies konnte in der Kürze der Zeit nicht in Frage gestellt werden. Keinem der rund 1500 Teilnehmer des Camps war es möglich, auch nur annähernd alle Sessions zu besuchen – schon gar nicht Tiefgang in der Wahrnehmung zu erwarten.

Wir vertiefen nicht mehr, wir springen

So bleibt für mich als Höhepunkt des Camps die Session mit Frank Schätzing unter dem Titel „Zukunftsgerüchte – Science Fiction oder Antizipation?“ als einzig wahrhaftige Interpretation der uns umtreibenden Wirrungen des Alltags in Erinnerung. In seinen beinahe philosophischen Betrachtungsweisen sprach er von dem Investigativen, das uns in der Wahrheitsfindung verloren geht. Er mahnte, dass wir mittlerweile weniger vertiefen, dafür aber mehr springen. Als Schriftsteller und Kommunikationswissenschaftler wies er zudem darauf hin, dass wir uns immer mehr dazu verleitet fühlen, auf Dinge zu reagieren, die möglicherweise Fehlinformationen enthalten. Mit diesen Thesen war er nicht allein.

Endstation Tunnelblick im World Wide Web?

vg wortDie Taktzahl im World Wide Web lässt kaum noch eine freie Minute zu. Auf allen Kanälen, die dem Menschen heute zur Verfügung stehen, werden Informationen verbreitet. Von jedem!

Das nervt vor allem die Menschen, denen bewusst ist, dass unsere Rezeptionsfähigkeit begrenzt ist. Nicht umsonst sind viele mittlerweile von der Social Media Müdigkeit erfasst. Der Einfluss der sozialen Netzwerke auf den Menschen wird heiß diskutiert und immer mehr wird deutlich, dass es vor den sich überschlagenden Entwicklungen überhaupt keine Konzepte für eine derart inflationäre Flut an Informationen gab.

In der Cloud lebende Halbgötter

Gerade die Medien können ein Lied davon singen. Sie mussten sich in den letzten Jahren so einiges anhören: Identitätskrise, Zeitungssterben oder der Verlust der Informationshoheit sind nur einige Begriffe und Floskeln, die das weltweite Netz ausspuckt. Allen voran die in ihrer Cloud lebenden Halbgötter, die uns gern die neue Welt erklären, sich selbst jedoch meist in einer Schublade befinden. Doch durch ihre Brille ist die Zukunft längst ausgemacht. Die sogenannten Nerds pflegen eine neue Art der Kommunikation, zu der auch gehört, die Dinge in aller Öffentlichkeit beim Namen zu nennen. An dieser Stelle sei auf das im Ullstein Verlag erschienene Buch „Privat war gestern“ verwiesen, in dem sich die Rechtswissenschaftler und Medienanwälte Christian Schertz und Dominik Höch mit dem Verlust des Privaten und dem daraus entstehenden Schaden für die Gesellschaft mit ihren zivilisierten Werten auseinandersetzen.

Natürlich wird es immer mehr Nutzer des Internets geben und sich der digitale Wandeln nicht aufhalten lassen – schon allein deshalb, weil wir mit unseren Kindern in einer sich selbst überholenden Welt leben und sie darin sozialisiert werden. Dennoch sind eben 8 Millionen Menschen – „Inzwischen gehen mehr als 8 Millionen Menschen in Deutschland per Smartphone, Tabletcomputer oder elektronischem Lesegerät regelmäßig ins Netz“, Holger Schmidt (FAZ) – immer noch nicht die Mehrheit auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands bezogen. Und es muss auch nicht folgerichtig sein, dass die jungen Menschen sich ein ganzes Leben lang in einer digitalen Welt wohlfühlen. Vielleicht erklärt sich daraus, warum Medienunternehmen ihre Strategien auch nicht von heute auf morgen umstellen wollen. Sie tasten sich immer noch an neue Geschäftsmodelle heran und versuchen sich damit. Einfach so weitermachen wie in den letzten dreißig Jahren scheint ebenfalls eine Möglichkeit für Medienunternehmen zu sein.

Social Media Berater haben eigenes wirtschaftliches Interesse

Doch weit gefehlt, liest man beispielsweise Christian Jakubetz Thesen, ist gerade der Qualitätsjournalismus im Netz momentan zwar in einer Sackgasse, gibt es aber bereits Lösungsvorschläge. Leider gibt es nur Wenige, die neue Ansätze in der Gestalt umsetzen und das muss eine Ursache haben. Denn: Journalisten oder gar Kommunikationswissenschaftler sind in der Regel nicht dumm und wenn nicht immer nur Social Media- oder Unternehmensberater mit ihrem eigenen wirtschaftlichem Interesse über das sogenannte Netz mit seinen unendlichen Möglichkeiten sprechen würden und gerade den Unternehmen in ihren Seminaren meist das gleiche erzählen, hätten wir in der Art der digitalen Kommunikation vielleicht auch bereits zwei Schritte nach vorn gehen können. Denn zur Informationsüberflutung, die es schwer macht ungewollte Posts auszublenden, gesellen sich heute leider auch die zahlreichen Werbebotschaften mit der Mission: „Ich will dir erzählen wie toll ich bin“ oder „Ich habe etwas zu verkaufen“.

Doch jetzt, wo sich sogar der Erfinder des Internets, Tim Berners-Lee über die zahlreichen Unzulänglichkeiten des Netzes beklagt, sollte es ein gesamtgesellschaftliches Miteinander anstatt eines ständigen Belehrens geben. Ich mutmaße, dass wir ansonsten in der Endstation Tunnelblick verharren werden und den für die Menschheit zugänglichen Fortschritt des vergangenen Jahrzehnts verspielen. Demokratisch ist das weltweite Netz und der darin mögliche Austausch nur, wenn es allen zugänglich ist – dafür müssen sie aber zunächst die komplexe Technik und ihre Möglichkeiten verstehen. Dann sollten wir lernen tolerant miteinander umzugehen – damit würden sich anonyme Kommentare in Fäkaliensprache schon einmal ausschließen – und uns in dieser unendlichen Weite, in die jeder einen Einblick erhalten kann, respektvoll austauschen.