Abseits bestens etabliert

Die Ehlener Poststuben sind ein Begriff in der gastronomischen Landschaft Nordhessens. Das liegt an der untypischen Art des Gastgebers.

Miroslav Grasa bedient auch, wenn sein Hemd nicht exakt in der Hose sitzt. Er ist unkompliziert und hat das Herz am richtigen Fleck. Der gebürtige Kroate, der erst im schwäbischen Ländle Kellner lernte und dann über mehrere Stationen in das nordhessische Ehlen kam, konnte mit seiner unprätentiösen Art viele Gäste für sich gewinnen.

ehlener poststuben
Miroslav Grasa vor den Ehlener Poststuben Foto: Silke Liebig-Braunholz

Seit Jahren sind die Ehlener Poststuben ein Geheimtipp. Die Gäste lassen sich gern überraschen. Nicht immer wählen sie aus der regelmäßig wechselnden Speisekarte – Miroslav Grasa liest ihnen auch gern die Wünsche von den Augen ab. „Wir haben immer noch sehr viele Geschäftsleute hier, die sich verwöhnen lassen wollen“, sagt er. Auch wenn er zugibt, dass er kämpfen muss, um seine Philosophie täglich neu zu behaupten, kann er nicht klagen: „Mein Konzept, hier auf dem Land eben kein Bistro mit Kneipe anzubieten, ist aufgegangen“. Ein gehobenes Restaurant sollte es werden, in dem die regionalen Produkte und eine frische Küche längst zu dem Garanten für den Erfolg geworden sind.

Eine halbe Million für das denkmalgeschützte Haus

Beinahe 20 Jahre ist es her, dass Miroslav Grasa das Haus gekauft hat, in dem sich noch immer die Ehlener Poststuben befinden. 550.000 Euro hat er bezahlt für das denkmalgeschützte Haus, an dem sich später Sanierungsschäden bemerkbar machten, die den Gastwirt zu weiteren Investitionen zwangen. Hinzu kamen die Energiekosten, die ihm immer wieder zu schaffen machen. „Es geht nur durch das zusätzliche Übernachtungsangebot“, beschreibt Grasa die Situation. Ohne die regelmäßigen Gäste in den vier Doppelzimmern, hätte er es schwerer. Schließlich stehen ihm nur 65 Sitzplätze im Restaurant zur Verfügung. Durch die auseinandergerissenen Räumlichkeiten auf zwei Etagen, kann er zudem nur selten größere Feierlichkeiten ausrichten. „Nicht jeder Hochzeitsgast möchte seine Feier in mehreren Räumen ausrichten. Das ist ein Manko in diesem Haus“, erklärt er.

Deshalb hat sich Grasa im Laufe der Jahre auch auf Kochkurse und Themenabende spezialisiert, um weiteren Umsatz zu generieren. Seit einiger Zeit bietet er im örtlichen Schwimmbad zusätzlich sein Bistro „Strandkörble“ an, in dem er täglich Frühstück mit selbstgebackenen Spezialitäten anbietet. „Letztendlich kam uns nicht immer zugute, dass wir das Haus anders etabliert haben, als es die heimische Bevölkerung gewünscht hätte“, sagt er. Denn die rund 2.700 Einwohner Ehlens kommen nur selten in den Gasthof, vielmehr sind es Auswärtige, die etwa von den umliegenden Städten und Gemeinden aus extra bis nach Ehlen fahren, um in den Poststuben zu speisen. 18 Jahre lang ist das Haus schließlich im Varta- und Michelinführer benannt. Das Original – ein Badischer karamellisierter Apfelpfannkuchen mit einer Kugel Vanielleeis – über Grenzen hinweg eine begehrte Köstlichkeit.

Mit Leib und Seele Koch

Der Chef kocht immer noch selbst und hat beispielsweise das Rezept seines Pfannkuchens mit in das Haus nach Ehlen gebracht. Auch wenn er seit 13 Jahren einen Küchenchef beschäftigt, ist er mit Leib und Seele Koch und Gastronom, der sich in der Küche und im Service gleichwertig wohl fühlt. „Wir arbeiten heute mit Landwirten zusammen, die uns das Fleisch aus der Region in hoher Bioqualität liefern. Das ist mir sehr wichtig geworden. Ich möchte die Menschen hier mit einbeziehen und einen Kreislauf herstellen“, erzählt er. Der Eschenhof ist beispielsweise ein Lieferant für Fleisch- und Geflügel, seine Weine bezieht Grasa von kleineren deutschen Winzern, unter anderem von der Ahr. Seine Nudeln stellt er selbst her. Obst und Gemüse kauft er bei Bauern der Region.

Infokasten:

Ehlener Poststuben, Kasseler Straße 11, 34317 Habichtswahl-Ehlen
Sitzplätze im Restaurant: 65
Hotelzimmer: 4 DZ
Preise: EZ 55 Euro / DZ 80 Euro
Mitarbeiter: 3 in Service und Küche / 5 Aushilfen
Hauptgerichte ab 7,50 bis 25 Euro
Öffnungszeiten: Di Ruhetag / Hotel täglich geöffnet
Restaurant ab 17.30 Uhr geöffnet, am Wochenende auch Mittagstisch ab 11.30 Uhr

Erschienen in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomiezeitung

Geschmack lässt sich bilden

Unter dem Motto „Gemeinsam Geschmack erleben“ werben Köche, Landwirte und Vermarkter für eine neue Ess- und Genusskultur in Deutschland. Dabei steht die Wertschätzung von Lebensmitteln sowie das Wissen über ihre Erzeugung und Verarbeitung im Mittelpunkt. Diesen Themen widmen sich denn auch die Geschmackstage 2013. Sie finden vom 27. September bis zum 6. Oktober im gesamten Bundesgebiet statt.

genusskultur
Abschlussveranstaltung der Geschmackstage 2012: Auszubildende des Gastronomischen Bildungszentrums Koblenz servieren den rund 1000 Gästen eine Paprika-Suppe nach dem Geschmackstage-Rezept von Johann Lafer Foto: BMELV/Thomas Frey

Auftakt ist eine zentrale Veranstaltung mit prominenten Gästen am 28. und 29. September im rheinland-pfälzischen Andernach. Die „Essbare Stadt“ Andernach hat Brachen in öffentliche Obst- und Gemüsegärten verwandelt, in denen jeder Bürger ernten kann. „Unser Ziel ist es, Menschen aller Altersgruppen für frische und handwerklich erzeugte Lebensmittel zu begeistern. Bei den Geschmackstagen können sie erleben, was für ein Genuss es ist, mit Zutaten zu kochen, die direkt vor der Haustür wachsen“, sagt Silvia Buchholz-Lafer, die Vorsitzende des Vereins Geschmackstage Deutschland e.V.. Zusammen mit ihrem Mann, dem Sternekoch Johann Lafer, engagiert sie sich seit langem für das Thema Geschmacksbildung.

Geschmackstage

Unter dem Dach der Geschmackstage haben sich Akteure entlang der gesamten Lebensmittelkette versammelt – ein Bündnis, das in dieser Form bisher nicht existierte. Landwirte, Gastronomen und Gärtner, aber auch Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung wie Betriebs- und Schulkantinen sowie Hersteller, Verarbeiter und Vermarkter von regionalen Lebensmitteln beteiligen sich an der Initiative. Letztes Jahr fanden im Rahmen der Geschmackstage deutschlandweit mehr als 750 Veranstaltungen statt, darunter kulinarische Stadtführungen, Sinnesschulungen und Kochaktionen in Kindergärten und Schulen.

Über die Geschmackstage
Die Geschmackstage widmen sich mit einer jährlich stattfindenden bundesweiten Aktionswoche dem Thema Geschmacks- und Ernährungsbildung sowie der Vielfalt der regionalen Esskultur in Deutschland. Veranstalter ist der 2012 gegründete Verein Geschmackstage Deutschland e.V. Er wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie der landwirtschaftlichen Rentenbank unterstützt.

Mitglieder des Vereins:
Silvia Buchholz-Lafer (Vorsitzende), Johann Lafer, Bundesverband der Regionalbewegung e.V., Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband), Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V., Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V., Deutsches Netzwerk Schulverpflegung e.V., NEULAND Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung e.V., Verband der Köche Deutschlands e.V.

Gisela Holleis und Salzburgerhof vom Gault Millau geehrt

Der Salzburgerhof in Zell am See ist das Lebenswerk von Gisela Holleis. Die Grand Dame der österreichischen Hotellerie lebt für ihre Gäste, ihr Haus und für diesen Beruf. Jetzt wurde ihr Leitbetrieb der Hotellerie im Salzburger Land vom Guide Gault Millau 2013 zum „Hotel des Jahres“ gekürt.

Gisela Holleis
Die Auszeichnung für Gisela und Wilhelm Holleis überreichten Gault Millau Chefredakteurin Martina Hohenlohe (links) und Herausgeber Karl Hohenlohe (rechts) Foto: Art Redaktionsteam

Mit dem Titel würdigt der Guide auch die Gesamtkompetenz des Hotels. „Wir zeichnen dieses Haus voll Überzeugung aus“, so Chefredakteurin Martina Hohenlohe. „Beispielhaft sind die erstklassige Qualität von Gastronomie und Service, die Wellness-Einrichtungen und die persönliche Führung durch Gisela Holleis. Sie ist omnipräsent und kümmert sich um alles“, so die Testermeinung.

Als Nummer Eins in Sachen Wellness wird der Salzburgerhof zudem im Relax Guide 2013 mit 20 Punkten und 4 Lilien geführt. Ein absolutes Maximum, das der Guide für die allerbesten Wellnesshotels im Alpenraum vergibt. Als eines von insgesamt nur drei Hotels in Österreich steht das 5-Sterne-Hotel Salzburgerhof von Gisela und ihrem Ehemann Wilhelm Holleis damit erneut an der Spitze dieser Wertung.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich die Auszeichnung nur befürworten und gratulieren. Ich habe kaum ein Haus erlebt, das durch seine Perfektion und gleichzeitige Behaglichkeit derart überzeugt. Herzlichen Glückwunsch!